Konsenspapier - Digitale Lehre Germanistik
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Das brauchen wir: 8 Anforderungen an die zukünftige Lehre in der Germanistik
Die universitäre Lehre musste im Verlaufe des Jahres 2020 zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auf rein digitale Lehrformen umgestellt werden. In diesem Zusammenhang wurde im April 2020 das Austausch- und Wissensportal „Digitale Lehre Germanistik“ aufgebaut.
Am 25. und 26. August kamen 200 Germanist*innen aus vier Kontinenten auf der digitalen Konferenz „Während und nach Corona. Digitale Lehre in der Germanistik“ zusammen. Das Ziel war, gemeinsam die während des digitalen ‚Corona-Semesters‘ gemachten Erfahrungen zu reflektieren und für die hochschuldidaktische Weiterentwicklung der Germanistik fruchtbar zu machen. Das Corona-Semester eignet sich als Brennglas für Probleme der Lehre auch in der Zeit vor Corona und ermöglicht ein besseres Verständnis der zukünftigen Herausforderungen.
Wir empfehlen hiermit den (hochschul-)politischen Entscheidungsträger*innen sowie allen in der germanistischen Lehre Tätigen:
1. Den Wandel der germanistischen Lehre ernst nehmen!
Im Zeichen des ‘shift from teaching to learning’ entwickelt sich die akademische Lehre zusehends weg von Formen einer frontalen Inhaltsvermittlung hin zum Blended Learning sowie zur Kompetenzorientierung und zur Individualisierung von Lernwegen und Betreuung.
2. Präsent oder digital? Präsent und digital!
Das Corona-Semester hat deutlich gemacht, wie unangemessen die bloße Gegenüberstellung von präsent und digital ist. Das wird weder der Realität an den Universitäten vor Corona noch den Herausforderungen der Zukunft gerecht. Unser Ziel ist die bestmögliche Verbindung von präsenten und digitalen Lehr-/Lernphasen und -elementen in der germanistischen Lehre.
3. Über den Wochenrhythmus der Lehre hinausdenken!
Asynchrone Vermittlungsformate bieten eine Flexibilisierung des Studiums (z. B. für Studierende mit Betreuungsaufgaben und Nebenjobs) und können gewinnbringend mit synchronen Elementen (auf dem Campus oder in Formen digitaler Präsenz) kombiniert werden. Diese Flexibilisierung muss bei Deputatsberechnungen berücksichtigt werden, um Überbelastungen zu verhindern.
4. Schreiben Lehren/Lernen geht auch digital
Es gibt eine große Vielfalt an digitalen Tools und Blended Learning-Szenarien, die Lehrende bei der Organisation von Schreibübungen und Studierende beim Erwerb von grundlegenden Lese- und Schreibkompetenzen unterstützen.
5. Digitale Lehre ermöglicht neue Formen der Kooperation
Studierende können sich im digitalen Transformationsprozess stärker in den Prozess der Lehrkonzeption einbringen. Digitale Lernräume bieten vielfältige Möglichkeiten für die Studierenden, um eigenständig (miteinander) zu arbeiten und mit den Lehrenden zu interagieren.
6. Offenheit der Materialien und Datensouveränität sind fundamental
Lehre in der Germanistik erfordert den Open Access-Zugriff auf Medien und Open Educational Resources. Zudem muss die Datensouveränität der Nutzer*innen, insbesondere auf kommerziellen Plattformen, gewährleistet werden.
7. Digitale Lehre ist kein Sparmodell
Viele Studierende und Lehrende haben im Corona-Semester Stress und Überlastung erfahren. Digitalisierung muss nachhaltig vorbereitet und kritisch begleitet werden. Sie bedarf personeller wie infrastruktureller Ressourcen, um die gewünschten Effekte zu erzielen und egalitäre Bildungschancen herzustellen.
8. Wissen über die digitale (Lehre in der) Germanistik weiterentwickeln
Wir benötigen noch mehr dokumentiertes Wissen und Austauschmöglichkeiten zur digitalen Lehre: über neue Best Practices (z.B. der kollaborativen Textbearbeitung), über Tools und Lernplattformen, über die notwendige Digital Literacy der Studierenden und über die Rolle der Germanistik in der digital vernetzten Gesellschaft.
Wir haben diese acht Punkte als Konsens aus der Konferenz „Während und nach Corona. Digitale Lehre in der Germanistik“ destilliert. Sie richten sich als Empfehlungen an alle in der germanistischen Lehre Tätigen sowie an (hochschul-)politische Entscheidungsträger*innen und sollen die Grundlage zukünftiger Diskussionen um Strukturen, Bedingungen und Finanzierungsmodelle der Lehre in der Germanistik werden (das betrifft Workloads, Kontaktzeiten, Ausstattung etc.).
Auf der Webseite der Konferenz finden Sie zeitnah auch die Vorträge und Chatverläufe der Konferenz, die viele dieser Punkte konkretisieren. Damit soll auch der Auftakt für weitere Diskussionen in der germanistischen Fachcommunity gemacht werden, die uns helfen werden, mittel- und langfristig weitere Modelle einer besseren Lehrpraxis zu etablieren.
Unterzeichner*Innen
Unterzeichner*innen (92)
Prof. Dr. Thomas Ernst, Universiteit van Amsterdam/Universiteit Antwerpen, Literaturwissenschaft
PD Dr. Claudius Sittig, Universität Rostock, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Andrea Geier, Universität Trier, Neuere deutsche Literaturwissenschaft/Gender Studies
Dr. Thorsten Ries, University of Texas at Austin, Deutsche Literatur, Digital Humanities
Prof. Dr. Kai Bremer, Universität Osnabrück, Institut für Germanistik/IKFN, Literaturwissenschaft
Dr. Jan Horstmann, Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft/Digital Humanities
PD Dr. Kristin Eichhorn, Universität Paderborn, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Dr. Malte Kleinwort, Ruhr-Universität Bochum, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Dr. Sebastian Bernhardt, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Professurvertretung, Literaturdidaktik
Jun.-Prof. Dr. Franziska Bergmann, Universität Trier, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Konstanze Marx, Germanistische Sprachwissenschaft, Universitätsprofessorin
Prof. Dr. Kerstin Stüssel, Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn, Neuere deutsche Literatur
Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf, Universität Münster, Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Alexander Lasch, Technische Universität Dresden, Universitätsprofessor für germanistische Linguistik und Sprachgeschichte und Studiendekan der Fakultat SLK
Prof. Dr. Dietmar Till, Universität Tübingen, Allgemeine Rhetorik
Prof. Dr. Claudine Moulin, Universität Trier, Germanistik/ Ältere Deutsche Philologie
Prof. Dr. Andrea Rapp, Technische Universität Darmstadt, Computerphilologie und Germanistische Mediävistik
Prof. Dr. Georg Braungart, Deutsches Seminar der Universität Tübingen, Neuere deutsche Literatur
Prof. Dr. Peer Trilcke, Universität Potsdam, Neuere deutsche und digitale Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Tobias Schmohl, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Professor für Hochschuldidaktik sowie die Fachdidaktiken Medien- und Wirtschaftswissenschaften
Jun.-Prof. Dr. Nadja Wulff, PH Freiburg, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache
M.A. Waltraud von Pippich, Ludwig-Maximilians-Universität, Kunstgeschichte
PD Dr. Stefan Höppner, Forschungsverbund MWW/Universität Freiburg, Literaturwissenschaft
MA Jasmin Penninger, Universität Wien, Universitätsassistentin, Ältere deutsche Sprache und Literatur
PD Dr. Lirim Selmani, WWU Münster, Linguistik/Sprachdidaktik
M.A. Karima Lanius, Universität Bielefeld/Paderborn, Lehrbeauftrage/germ. Mediävistik
PD Dr. habil. Cordula Schwarze, Universität Innsbruck, Germanistik: Bereich Schreiben und Mündliche Interaktion
Dr. Luise Borek, Technische Universität Darmstadt, Computerphilologie und Germanistische Mediävistik
M.A., M.Ed. Katja Politt, Leibniz Universität Hannover, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Univ.- Doz. Dr. Sonja Novak, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften Osijek, Literaturwissenschaft
PD Dr. Simone Schultz-Balluff, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Mediävistik/ Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Joana Weis, Universität des Saarlandes, Studentin
M.A. Margret Mundorf, Universität Siegen, Germanistisches Seminar/Linguistik, Lehrbeauftragte
PD Dr. Christian Sieg, WWU Münster, Neuere deutsche Literatur
M.Ed. Jessica Fischer, Universität Paderborn, Lehrbeauftragte/ Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft/ Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Dr. Gunhild Berg, Universität Halle-Wittenberg, Germanistisches Institut, Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
M.A. Anastasia Keppler, PH Karlsruhe, Literaturwissenschaft und -didaktik
M.Ed. Katharina Blum, Universität Paderborn, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
M.A. Svenja Guhr, Technische Universität Darmstadt, Digital Philology und Neuere deutsche Literaturwissenschaft
M.A. David Wirthmüller, WWU Münster, Linguistik
Prof. Dr. Elvira Topalovic, Universität Paderborn, Germanistische Sprachdidaktik
M. A. Phillip Brandes, FSU Jena, wiss. Mitarbeiter/Germanistische Mediävistik
Dr Jana-Katharina Mende, Université de Liège, Literaturwissenschaft/Linguistik
Dr. Manuel Zink, Leibniz Universität Hannover, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
M.A. Angelique Hertzel, Justus-Liebig-Universität Giessen, Lehrbeauftragte für DaF
Dr. Christina Lammer, Universität Paderborn, Literaturwissenschaft
Univ.-Doz. Dr. Stephanie Jug, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften Osijek, Literaturwissenschaft
Dr. Nicole Palliwoda, Universität Siegen, Germanistische Sprachwissenschaft
Dr. Sandra Beck, Universität Mannheim, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Peter Schneck, Universität Osnabrück, Amerikanistik
Prof. Dr. Thomas Wortmann, Universität Mannheim, Neuere deutsche Literatur und qualitative Medienanalyse
Dr. Kristina Pelikan, Universität Basel (mit Lehre am KIT Karlsruhe), Fachsprachenlinguistik, Wissenschaftskommunikation
Dr. phil. Matthias Meiler, Technische Universität Chemnitz, Germanistische Sprachwissenschaft
M.A. Simon Sahner, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Neuere Deutsche Literatur
Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes, Philipps-Universität Marburg, Sprechwissenschaft
M.A. Simone Heekeren, RWTH Aachen, Germanistische Sprachwissenschaft
Dr. Philipp Schmerheim, Universität Hamburg, Institut für Germanistik, Literaturwissenschaft
Dr. Stefanie Junges, Ruhr-Universität Bochum, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
M.A. Roxanne Phillips, LMU München, Institut für deutsche Philologie, wiss. Mitarbeiterin
Prof. Dr. Barry Murnane, University of Oxford, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Hon.-Prof. Dr. Heike Gfrereis, Universität Stuttgart, Kuratorin / Neuere deutsche Literatur
Dr. Matthias Buschmeier, Universität Bielefeld, Akademischer Oberrat, Neuere dt. Literaturwissenschaft
PD Dr. Christine Stridde, Universität Zürich, Oberassistentin, Germanistische Mediävistik
PD Dr. Tina Terrahe, Universität Salzburg, Germanistische Mediävistik
Dr. Lily Tonger-Erk, Universität Trier, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Holger Simon, Universität zu Köln, Kunstgeschichte
Prof. Dr. Anne Baillot, Le Mans Université, Neuere deutsche Literatur und Digital Humanities
Dr. Lea Schäfer, Universität Düsseldorf, Germanistische Sprachwissenschaft
PD Dr. Jan Süselbeck, Philipps-Universität Marburg, University of Calgary, Literatur- und Medienwissenschaftler
Prof. Dr. Julia Nantke, Universität Hamburg, Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Digital Humanities
Dr. Hanna Engelmeier, KWI Essen, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kulturwissenschaft
Dr. Marco Heiles, RWTH Aachen, Germanistische Mediävistik
Dr. Annette Mönnich, Ruh-Universität Bochum, Germanistik/Angewandte Linguistik und Didaktik mündlicher Kommunikation
Prof. Dr. Daniel Müller Nielaba, Universität Zürich, Neuere deutsche Literatur
Jun.-Prof. Dr. Tatjana Scheffler, Ruhr-Universität Bochum, Germanistische Linguistik
Prof. Dr. Sandra Richter, Universität Stuttgart, Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Stephan Packard, Universität zu Köln, Medienkulturwissenschaft
Prof. Dr. Silke Schwandt, Universität Bielefeld, Geschichtswissenschaft, Digital History/Digital Humanities
Prof. Dr. Tanja Mortelmans, Universität Antwerpen, Germanistik: Sprachwissenschaft
PD Dr. Katja Mellmann, LMU München, Neuere deutsche Literatur
Dr. Eva Blome, Universität Hamburg, Vertretungsprofessur, Neuere deutsche Literatur
Dr. Birgit Zacke, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Mediävistik, Studienrätin im Hochschuldienst
PD Dr. Silke Horstkotte, Universität Leipzig, Neuere deutsche LIteratur
Dr. Felix Prautzsch, Technische Universität Dresden, Germanistische Mediävistik
M.A. Elisabeth Weiß-Sinn, Karlsruher Institut für Technologie, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Dr. Joachim Trinkwitz, Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn, Medienkulturwissenschaft
Dr. Katja Barthel, Universität Osnabrück, Institut für Germanistik/IKFN, Literaturwissenschaft
Dr. Urania Julia Milevski, Universität Bremen, Fachbereich 10, Lecturer / Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medien
Dr. Fausto Ravida, Universität Trier, Germanistische Linguistik
Prof. Dr. Thomas Stäcker, TU Darmstadt, Bibliotheksdirektor
M.A. Constanze Fleczoreck, Leibniz Universität Hannover, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Prof. Dr. Fotis Jannidis, Universität Würzburg, NDL / Digital Humanities
Prof. Dr. Andreas Witt, Leibniz-Institut für Deutsche Sprache / Universität Mannheim, Leiter der Abteilung "Digitale Sprachwissenschaft"
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