Autor:innennetzwerke im Exil. Widmungsexemplare in der Bibliothek von Kurt Pinthus

Was erzählen uns Widmungen? In der Regel handelt es sich dabei um kurze Büchergrüße, oft nur um wenige Zeilen und doch können sie uns mehr über ihre Verfasser:innen und Empfänger:innen verraten, als man auf den ersten Blick ahnt. Das LAB Autor:innennetzwerke im Exil. Widmungsexemplare in der Bibliothek von Kurt Pinthus stellt die Widmungsexemplare in der Bibliothek von Kurt Pinthus ins Zentrum. Angesiedelt in der Fallstudie Transatlantischer Bücherverkehr wird das publizistische Netzwerk Pinthus vor, während und nach dem Exil anhand von Faksimiles, einer interaktiven Visualisierung und Fallbeispielen deutlich.

Die Bibliothek(en) von Karl Wolfskehl: Geschichte einer Zerstreuung

Karl Wolfskehls einzigartige Autor:innenbibliothek ist ein exponiertes Beispiel für translozierte und zerstreute Kulturgüter nach 1933: 1937 verkaufte der Dichter seine über 8.800 Bände zählende Bibliothek an den Verleger Salman Schocken – der Erlös ermöglichte dem Autor, nach Neuseeland zu emigrieren. Knapp 40 Jahre später gelangten Teile der Sammlung in den Handel und gingen in neuen Überlieferungszusammenhängen auf. Das LAB Die Bibliothek(en) von Karl Wolfskehl: Geschichte einer Zerstreuung erzählt die Geschichte der Bibliothek in ausgewählten Exponaten, flankierenden Dokumenten und Verzeichnissen sowie interaktiver Visualisierungen.

Johann Gottfried Lakemacher (1695-1736), seine Professorenbibliothek und ihre Auflösung

Johann Gottfried Lakemacher (1695–1736) war Professor für Griechisch und orientalische Sprachen an der Julius-Universität in Helmstedt. Seine Privatbibliothek kam 1737 in Helmstedt unter den Hammer. Auf der Basis eines durchschossenen Exemplars des Auktionskatalogs wurde mit Methoden der Digital Humanities erschlossen, welche Bücher von welchen Käufern für welchen Preis erworben wurden. Das Labor dokumentiert die prosopographische Annäherung an den historischen Protagonisten, nämlich eine rekonstruierte kollektive Biographie der an der Aktion beteiligten Zeitgenossen (Käufer, Auktionsverantwortliche, Professorenkollegen) sowie selektive Buchbiographien. Hierdurch nimmt die Figur Lakemachers schärfere Konturen an und tritt aus dem Nebel der Zeit.

Kunst und Memoria

Gegenstand der Fallstudie Kunst und Memoria ist der dingliche Nachlass des Weimarer Nietzsche-Archivs, der insbesondere den Hausrat Elisabeth Förster-Nietzsches, aber auch authentische Nietzsche-Memorabilien und im Umfeld des Nietzsche-Archivs entstandene Kunstwerke umfasst. Seit der Auflösung des Archivs in den 1950er Jahren sind diese Bestände zu einem großen Teil dem Blick der Öffentlichkeit entzogen. Sie spiegeln die in der Villa Silberblick gelebte Wohn- und Repräsentationskultur ebenso wie die Entwicklung der Nietzsche-Ikonographie, die maßgeblich von Elisabeth Förster-Nietzsche geprägt wurde.

Goethe digital. Eine Autorenbibliothek als Sammlungsraum.

Welche Bücher besaß Goethe und welche lieh er aus? Welche las er und wie hat er mit ihnen gearbeitet?

Diese Fragen erforscht Goethe digital. Eine Autorenbibliothek als Sammlungsraum. In seinem LAB präsentiert das Projekt seine Forschung zur Zusammensetzung und Geschichte der Büchersammlung. Der digitale Katalog Goethe Bibliothek Online macht Daten von mehr als 11.000 Bänden zugänglich.

Dazu kommen ausgewählte Digitalisate und historische Kataloge. Interaktive Visualisierungen eröffnen den Blick auf Goethes persönliche Netzwerke und das Nachleben seiner Bibliothek in den Weimarer Institutionen.

Leonhard Christoph Sturm im Netzwerk der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit

Der Theologe und Mathematiker Leonhard Christoph Sturm (1669–1719) kam 1694 nach Wolfenbüttel und blieb acht Jahre. Als Professor matheseos publicus unterrichtete er an der Ritterakademie den adligen Nachwuchs und veröffentlichte Werke zur Architektur und Mathematik, später kamen Schriften zu theologischen Fragen dazu. Das MWW-Projekt „Intellektuelle Netzwerke“ rekonstruiert die intellektuelle und berufliche Prägung Sturms, das Quellenmaterial stellt die Koordinaten für Sturms Profilfeld.

Frühneuzeitliche Gelehrtenbibliotheken

In der Frühen Neuzeit (16. bis 18. Jahrhundert) besaßen viele Gelehrte eigene Bibliotheken.

Nach ihrem Tod wurden sie oft veräußert und in alle Winde zerstreut. Erhalten sind indes Auktionskataloge und andere Bestandsverzeichnisse. Wie Fernrohre lassen sie die Profile der Sammlungen erkennbar werden, sie sind Indizien für die Lese- und Forschungsinteressen, die Leidenschaften und möglichen Netzwerke der Bibliotheksbesitzer, zudem für die Verkaufs- und Preisroutinen. Aus dem einzigartigen Materialfundus der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel wird ein repräsentatives Korpus von aussagekräftigen Exemplaren ausgewählt.

Die Leitfragen lauten: Welche Rückschlüsse lassen die überlieferten Titel auf den Besitzer der Bücher zu? Welche Bücher waren populär, welche Themen prominent? Was war Bestandteil des Wissens zu einer bestimmten Zeit, was kann folglich im Bereich des Nicht-Wissens vermutet werden? Projektziel ist die bibliographisch und sachsystematisch genaue Erschließung der Kataloge, die elektronische Edition flankierender Quellen, die Diskussion übergreifender wissenschaftsgeschichtlicher Fragen sowie die Darstellung und Recherchierbarkeit der Kataloge und Titel in einer Datenbank.

Archivierung, Erschließung und Erforschung von Born-digitals

Die Fallstudie Archivierung, Erschließung und Erforschung von Born-digitas – vor allem im Forschungsfeld Provenienz angesiedelt – richtet sich auf paradigmatische digitale Nachlässe und Sammelobjekte, darunter das digitale literarische Medium Computerspiel und der digitale Autorennachlass des Medienwissenschaftlers Friedrich Kittler (1943–2011). Die Fallstudie fragt nach Praxis und Reflexion digitaler Schreib-, Speicher-, Sammlungs-, Ordnungs- und Auswertungsarbeit: Wie sind digitale Medien oder Sammlungen konstituiert? Wie sind sie überliefert? Wie lassen sich philologische Zugriffe so strukturieren, dass ihr Eingriff in die Überlieferung transparent gemacht wird? Welche Methoden können für die Analyse der Medien und Sammlungen herangezogen werden?

Digital Makerspace

Mit dem Digital Makerspace entsteht ein Experimentierraum für eine hybride – also analoge und digitale – Auseinandersetzung mit und Vermittlung von digitalisierten und digitalen Sammlungsobjekten.

Der Digital Makerspace wird trans- und interdisziplinäre sowie interinstitutionelle Kooperationen suchen und dabei experimentell und ergebnisoffen Verfahren, Ansätze und Entwicklungslinien der digitalen Sammlungsvermittlung aufgreifen sowie die dazugehörigen methodologischen, technischen, epistemologischen und sammlungssoziologischen Fragestellungen reflektieren.

Dies geschieht über ein Veranstaltungsprogramm mit unterschiedlichen Workshop-Formaten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Ergebnisdokumentation und -präsentation, was eine fortlaufende, transparente und auf Ergebnissen aufbauende Programmentwicklung ermöglicht.

Produktion und Rezeption des Psalters (ca. 1450–1700)

Als weit verbreiteter und genutzter kanonischer Text des Christentums gehörte der Psalter zu den ersten Werken, die mit Gutenbergs Typendruckverfahren vervielfältigt wurden.

Seine Druckauflagen nahmen stetig zu, insbesondere während und nach den explosiven Jahren der Reformation. Aufgrund der Bedeutung, die der Psalter für die Geschichte und Gestaltung der Christlichen Liturgie spielt, gibt es sehr viel Forschungsliteratur zum Thema. 

Mit den methodischen und epistemologischen Konzepten, wie sie die Paratext-Forschung und Buchgeschichte in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, wird das Projekt die semantischen und materiellen Schnittstellen zwischen Text und Rahmen untersuchen, wie sie sich anhand von ca. 700 Exemplaren der vielen Auflagen und Nachdrucke des Psalters zeigen, die – gedruckt zwischen 1475 und 1700 – sich heute in der einzigartigen Rara-Sammlung der Herzog August Bibliothek befinden.

Digitale Lehre Germanistik

Als zentrale Anlaufstelle für alle Angehörigen der germanistischen Fachgemeinschaft bietet das Portal Digitale Lehre Germanistik Anregungen und Hilfestellungen für die Praxis der digitalen Hochschullehre. Unter den Bedingungen der eiligen Umstellung auf die online-Lehre im Sommersemester 2020 entstand die Plattform in einer Kooperation von über 20 Germanist*innen aus Deutschland, England, Belgien und den Niederlanden. Das Portal ist ein „Work in Progress“ und setzt zentral auf die aktive Beteiligung registrierter Nutzer*innen.