Gebrauchsspuren - Psalter
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Gebrauchsspuren
Psalterium. Hagenau: Thomas Anshelm, 1522. HAB: H: A62b. 4° Helmst. | Die Druckexemplare, die Jahrhunderte überstanden haben und in Bibliotheken oder - immer häufiger in digitaler Form – im Internetkonsultiert werden können, erlaubt eine nähere Betrachtung der Art und Weise, wie sich Leser und Leserinnen deren Inhalt aneigneten. Vor allem die materielfokussierte Buchkunde bietet dazu ein passendes Instrument. Durch das minutiöse Studium der von Vorbesitzern hinterlassenen Gebrauchsspuren – etwa handschriftliche Marginalien, Notizen, Kommentare oder Ergänzungen sowie Hervorhebungen, Streichungen, Rubrizierungen, Besitzanzeigen, Provenienzangaben oder Zeichnungen – lässt sich die Rezeptionsgeschichte gedruckter Texte rekonstruieren. | |
Psalterium Hebraicum. Basel: Johann Froben, 1523. HAB: H:A 25.12° Helmst. | Die reiche Sammlung historischer Bücher in der Herzog August Bibliothek mit ihren beinahe 700 Ausgaben des Psalters bietet reichhalte Beispiele der vielfältigen Verwendung dieses kanonischen Textes. Zahlreiche Gebrauchsspuren in den erhaltenen Exemplaren geben insbesondere darüber Auskunft, zu welchen didaktischen, kulturellen, spirituellen oder liturgischen Praktiken gedruckte Psalter vom frühneuzeitlichen Lesepublikum genutzt wurden. Für viele Besitzerinnen und Besitzer von Psaltern war es üblich, Marginalien in ihre persönlichen Exemplare einzutragen. Manche versahen den gedruckten Text so dicht mit Randnotizen, dass kein Millimeter des Papiers mehr freiblieb. In dieser Hinsicht waren Humanisten besonders fleißig. In hebräischen Psalmenausgaben haben einige von ihnren nicht nur einzelne Wörter am Rand ins Lateinische übersetzt, sondern oft zusätzlich Kurzgrammatiken des Hebräischen und Angaben zu den Zahlwerten der hebräischen Buchstaben hinzugefügt. |
Psalterium Davidis. Magdeburg: Michael Lottherus [ca. 1544].
HAB: Bibel-S. 600.
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Psalterium, Köln: Martin von Werden, 1508. HAB: Cod Guelf. 51 Noviss. 12°. | Die Interaktion von Leserinnen und Lesern mit den Psalmen führte auch zu individuellen, teilweise kolorierten Zeichnungen. Bisweilen sind Holzschnitte zu entdecken, zum Beispiel Pilgerzeichen oder Illustrationen, die aus anderen Schriften ausgeschnitten, am Rand des Textes eingeklebt, koloriert und mit Kommentaren versehen wurden. Wie die Etymologie des Wortes Psalter (griechisch psalterion, lateinisch psalterium) zeigt, bezeichnete der Begriff ursprünglich sowohl eine Sammlung von Gesängen und Hymnen zum Lobe Gottes als auch ein Saiteninstrument, das zur Begleitung dieser Gesänge gespielt wurde. In diesem Sinne heißt es in Psalm 32: „Confitemini Domino in cithara, in psalterio decem cordarum psallite illi“ (Preist den HERRN auf der Leier, auf der zehnsaitigen Harfe spielt ihm).
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Psalterium cum canticis, [Augsburg]: [Johann Schönsperger], [ca. 1480]. HAB: H: Yv146.1.8° Helmst. | Da der Psalter von Anfang an in der christlichen Gebetspraxis auch gesungen wurde, finden sich nicht selten Exemplare mit eingelegten Notenblättern. Dies können lose, handgeschriebene Zettel sein oder Einträge auf leeren Seiten am Ende eines Druckes. Die autoptische Analyse der von Leserinnen und Lesern hinterlassenen Spuren bietet weitere aussagekräftige Beispiele für den individuellen Umgang mit Psalterien. Ausgehend von den untersuchten Exemplaren lassen sich folgende Kategorien relevanter Spuren unterscheiden:
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Kommentare und Randglossen
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Zeichnungen
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Musiknoten
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Provenienzen
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Kolorierte Initialen
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Eingeklebte Zettel, Textergänzungen, Noten, Initialen, Illustrationen
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Korrekturen
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Kolorierte Illustrationen
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Lose handgeschriebene Zettel